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Vom Puderzucker zum Pulverschnee

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Verschneites Bergpanorama bei Sonnenaufgangsstimmung.

Verschneites Bergpanorama bei Sonnenaufgangsstimmung.

©  (c) Gstaad Saanenland Tourismus

Der Tag beginnt still

Die Sonne ist noch kaum über den Grat gestiegen, da glänzen die frisch präparierten Pisten wie ein stilles Meer aus Schneekristallen. Der Wind pfeift durch die Bergstation auf dem Saanersloch – sonst ist noch ruhig hoch oben auf dem Berg. Unten in der Talstation bricht der Tag langsam an: Es ist ein leiser Start in den Tag von Veronika und doch liegt Spannung in der Luft. Seit zwölf Jahren begleitet sie nun schon das Bergleben als Patrouilleurin bei den Bergbahnen Destination Gstaad. Unter ihren Skischuhen knirscht der Schnee und sie beginnt ihren Arbeitstag wie jeder andere: ruhig und bedächtig – geprägt von Fürsorge und Gelassenheit.

Struktur im Schnee

Der Tagesbeginn ist ritualisiert. Signaletik, Funkgerät, Notfallrucksack, ein kurzer Moment der inneren Kontrolle. Alles muss stimmen. Dann Gondel, Bergfahrt, Weitblick. Der erste Blick aufs Panorama ist jedes Mal ein kleines Geschenk. Doch die Ruhe währt nicht lange. Oben angekommen, geht es gleich los auf die erste Patrouillenfahrt. Veronika verantwortet die Sicherheit auf der Piste: Sie kontrolliert Netze, spannt Schutzmatten, richtet Wegweiser aus. Dabei reflektiert sie oft das Leben selbst. Manchmal geht’s nach rechts, manchmal nach links. Manchmal verzweigt sich die Piste, ein neuer Weg entsteht.

Vor ihrer Zeit im Schnee arbeitete sie als Confiseurin. Eine Mehlallergie zwang die ausgebildete Bäckerin zu einer Zusatzlehre in der Confiserie. Heute zieht sie Pistenlinien im Pulverschnee statt Zuckerlinien. Und doch versüsst sie noch immer den Tag von vielen Schneesportlern auf der Piste.

Mehrere Personen sitzen an einem Tisch und geniessen selbstgemachte Gutzeli. ©  (c) Gstaad Saanenland Tourismus

Mehrere Personen sitzen an einem Tisch und geniessen selbstgemachte Gutzeli.

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Gebäck für den Teamgeist

Im Aufenthaltsraum oben in der Bergstation, ganz nah beim Iglu-Dorf, versammeln sich tagsüber einige vom Team zwischen ihren Einsätzen draussen an der frischen Luft. Dort, wo Kaffeeduft verströmt, werden Einsätze geplant und kurze Pausen genossen. Zeit für ein Schwatz muss sein. Veronika bringt manchmal Guetzli mit – kleine Zeichen der Wärme in den kalten Wintertagen. Die Geste ist nicht laut, doch ihre Präsenz vereint das Team in diesen kurzen Momenten ohne Hektik. Freundschaftlich, verlässlich, hilfsbereit: Solche Werte und den gegenseitigen Respekt schätzt hier das Team auf und neben der Piste.

Wenn jede Minute zählt

Plötzlich piepst das Funkgerät! Ein Notfall, einige hundert Meter unterhalb der Bergstation: ein Skifahrer ist gestürzt, bleibt am Boden liegen. Veronika macht sich mit dem Rettungsschlitten zügig auf den Weg. Im Rettungsrucksack hat sie die wichtigsten Hilfsmittel bei jedem Einsatz dabei. Ihre Bewegungen sind fokussiert, der Blick wach. Keine Hektik, aber zielgerichtet. Ihre Priorität ist klar: den verletzten Gast aus der Gefahrenzone bringen und die Bergung organisieren. Schnell ist klar: die Luftrettung wird angefordert. Bis der Helikopter eintrifft, erfolgt die Erstversorgung ruhig und einfühlsam. Mit wenigen Worten und ihrer empathischen Präsenz beruhigt Veronika den Patienten, bis die Rega an der Unfallstelle eintrifft.

Bergpanorama bei Sonnenuntergang mit verschneiter Landschaft.

Bergpanorama bei Sonnenuntergang mit verschneiter Landschaft.

©  (c) Gstaad Saanenland Tourismus

Zeit zum Runterfahren

Nach der Bergung schreibt sie den Rapport auf der Rückfahrt zur Bergstation. Die Gondel gleitet durch die liebliche Schneelandschaft, das erdet Veronika besonders nach dramatischen Momenten. Sie nimmt sich Zeit, bevor der nächste Auftrag ruft. Mit der Kamera fängt sie Szenen ein; nicht für Likes, sondern für die Seele. Fotografieren ist neben dem Backen ihre grosse Leidenschaft: Schnee, der im Gegenlicht tanzt. Ein Windhauch, der ein Netz zum Schwingen bringt. Und manchmal ein Guetzli – auf einem Pistenschild platziert und mit einem Augenzwinkern fotografiert. Kleine Dinge, grosse Wirkung.

Wenn der Tag sich neigt und die Schatten länger werden, kehrt sie zurück zur Bergstation. Dort ein Schluck Tee, den Blick nochmals über das Panorama schweifen lassen, ein Guetzli zum Zvieri: Es ist ein stiller Moment, aber nicht einsam. Die Schneesportler:innen auf den Pisten, die Landschaft, das Licht – all das verbindet sich zu einem Bild.

Veronikas Geschichte ist nicht laut. Doch sie hallt nach und zeigt, was Fürsorge bedeutet. Zwischen Rettung und Rücksicht, Kameradschaft und Konzentration: der Zauber eines Alltags ist viel mehr als seine Routine.

Ein Tag wie Schnee: flüchtig – und doch bleibend im Gedächtnis.